D1-3
Peter Keler

D1-3
Der Kubus als Sofa

Der Sessel D1, den Tecta nach dem Original von Peter Keler produziert, gehörte zu den radikalsten Objektansätzen seiner Zeit. Aus dem Sessel D1 und der für ihn typischen, kubischen Grundhaltung heraus entwickelte Keler zusammen mit Tecta später das zwei- und dreisitzige Sofa. Der gleiche architektonische Gedanke eines kubischen Möbels wohnt beiden inne. Ein Gedanke, der später eine ganze Generation von Gestaltern inspirieren sollte, auch Le Corbusier zu dem Entwurf seines Möbels LC2.

Als das Bauhaus 1925 nach Dessau wechselte, entschied sich Keler gegen den Umzug und führte in Weimar das „Peter Keler Atelier, Weimar“, in dem er sich unter anderem mit Modellen zur Fertigung von typisierten Sitzmöbeln beschäftigte.

Parallel arbeitete er an der Entwicklung eines neuen Rosshaar-Gewebes und dem Dessin der Gurte für die Holzstuhl-Gestelle seines Freundes Marcel Breuer. Die originalen Reste des Rosshaar-Gewebes aus Weimar sendete er später an Tecta. Mit ihnen wurde das Gestell des Breuer-Wassily-Sessels bespannt, ein Unikat, das heute im Kragstuhl-Museum Lauenförde zu sehen ist.

Produktinfo
Maße

Peter Keler gehört zu den zentralen Köpfen, die die Bauhaus-DNA von Tecta nachhaltig prägten. Angefangen bei dem ersten Kontakt zwischen Peter Keler und Axel Bruchhäuser im Jahr 1975. Keler lebte in Weimar, wo er über Jahre eine Professur an der Hochschule für Baukunst und bildende Künste innehatte und später als freischaffender Architekt und Künstler arbeitete.

Keler war so begeistert, als er hörte, dass Tecta seine Wiege produzieren wollte, dass er die kolorierte Originalzeichnung Axel Bruchhäuser schenkte.
Die Wiege war inzwischen zu einem Sinnbild für das Bauhaus avanciert. Die legendäre Form, bestehend aus Kreis, Dreieck und Quadrat, hatte Peter Keler 1923 nach der synästhetischen Farb- und Formlehre von Wassily Kandinsky entworfen. Ein Jahr zuvor, 1922, war Keler Teil der am Bauhaus tätigen KURI-Gruppe (konstruktiv, utilitär, rationell, international).

„Meine bauhaus-tecta-reise steckt mir überall lebendig im geist und in den bauhaus KURI-Knochen“, schrieb später der emeritierte Peter Keler über sein Schaffen und die jährlichen Reisen aus der DDR zu Tecta nach Lauenförde.

Schon in jungen Jahren suchte der 1898 geborene Kieler Anschluss an geistesverwandte Köpfe. Die Vision der Umgestaltung aller Lebensaspekte spiegelte sein Schaffen und die Arbeit als Maler Grafiker, Architekt, Fotograf und Möbelgestalter. 1921 ging er, so wie sein Künstlerkollege Wilhelm Wagenfeld, von Worpswede nach Weimar. Peter Keler schrieb sich am Bauhaus ein, besuchte den Vorkurs bei Johannes Itten und die Wandmalerei bei Schlemmer und Kandinsky.

Rund sieben Jahre arbeitet Peter Keler ab 1975 als „tecta-mitarbeiter“ wie er sich selbst bezeichnete. 1981 schreibt er an den Sohn von Paul Klee, Felix Klee in Bern, einen deutsch-schweizerischen Kunsthistoriker und Maler, und unterzeichnet den Brief aus Lauenförde mit „tecta -new bauhaus“ als Absender. Damit legte er unbewusst den Grundstein für die aktuelle BauhausNowhaus-Edition, mit der das Unternehmen zeigt, dass die Ideen des Bauhauses heute noch so aktuell sind wie einst und ständig weitergedacht werden sollten.

Die freundschaftliche Zusammenarbeit mit Axel Bruchhäuser von Tecta ist geprägt von Gesprächen, Besuchen, Briefwechseln oder gemeinsamen Reisen, zum Beispiel einem Besuch bei Erich Brendel in Wedel bei Hamburg.

An einer anderen, abenteuerlichen Geschichte ist Keler ebenfalls maßgeblich beteiligt: Er vermittelte an Axel Bruchhäuser den Prototypen des ersten Faltsessels seines Freundes, Marcel Breuer. Prof. Edmund Kesting hatte den Breuer-Faltsessel von der Galerie „Neue Kunst Fides“ in Dresden Ende der 1920er Jahre erworben, über die Nazi-Zeit in Ahrenshoop versteckt und damit als „entartete Kunst“ über zwei Diktaturen gerettet.

Um den wertvollen Sessel erfolgreich aus der DDR nach Lauenförde zu verschicken, musste ein List angewandt werden: Das alte Gestell wurde als gebrauchter Wäscheständer deklariert und an Axel Bruchhäusers Mutter versendet. So entging es der Kontrolle als Handelsware. Daher bedankt sich Keler.