B40
Marcel Breuer

B40
Revolution des Sitzens: das Schweben

Ikonisch und doch so leicht, als hätte ihn Marcel Breuer in einem Augenblick hingezaubert. Der Stuhl B40 entstand jedoch aus einer neuen Entwicklungs-Idee: Breuer entwickelte ihn aus seinem um 90 Grad gedrehten Bauhaus-Hocker. Der daraus geborene B40 wurde zum Inbegriff der Bauhaus-Moderne, die gegen schwere Möbel und unhandliche Massen revoltierte.

Im Katalog der „Standard Möbel“ liest sich das so: „Die stoffbespannten Stahlrohrmöbel haben die Bequemlichkeit von guten Polstermöbeln, ohne deren Gewicht, Preis, Unhandlichkeit und unhygienische Beschaffenheit.“ Es lohnt sich, die Augen auf Wanderschaft zu schicken und die feinen Anschlüsse der Stahlrohre genauer anzusehen. El Lissitzky sagte: „Nur Erfindungen werden die Gestaltung beeinflussen.“

Diese Erfindungen lagen erstens in der Ausnutzung der elastischen Eigenschaften von Stahl und dem Rohrbiegen, später im Abplatten des Rohrs, um eine höhere Festigkeit zu gewinnen. Zwei fundamentale Faktoren für die Entwicklung des Kragstuhls auf der Basis eines neuen Zeitgefühls: des Schwebens und Schwingens.

Der B40 lebt deshalb von kleinen Details, die seine kubische Form in Eleganz verwandeln. Hier folgt die Geometrie dem Körper. So ist die Rückenlehne in Höhe der Lendenwirbelsäule leicht nach hinten geknickt und läuft in einem Bogen aus, der den Stuhl leicht transportabel macht. Konstruktiv vielleicht nicht notwendig, dafür hochästhetisch ist hingegen die doppelte Verstrebung an der Front, die den Stuhl aussteift und einen Rhythmus im Raum setzt, so als hätte Breuer hier kristalline Musik geschaffen – und keinen Stuhl mit hohem Gebrauchswert.

Mit seiner genialen Idee, den Leichtbau von Fahrrädern auf die Konstruktion von Möbeln zu übertragen, hat Marcel Breuer (1902–1981) der Möbelindustrie völlig neue Wege eröffnet. „Mein plötzlicher Einfall, der mich beim Radfahren über das Material des Fahrradlenkers zur Konstruktion des Rohrmöbels führte – ganz unerwartet breitete er sich über die ganze Welt aus“, schrieb Marcel Breuer 1937. Seine Stahlrohrmöbel wurden zum Inbegriff von Eleganz und Leichtigkeit einer Welt, die im Aufbruch war – und der unseren damit in vielem gleicht. Diesen Impuls kann man im B40 körperlich nachvollziehen.

Produktinfo
Maße

B40: Werkgetreu und mit Lizenz.
Woran Sie die originalen Bauhaus-Reeditionen von Tecta erkennen? Das Bauhaus-Archiv in Berlin genehmigt ausschließlich werkgetreue und in Lizenz hergestellte Reeditionen der originalen Bauhaus-Modelle. Diese werden mit dem Signet von Oskar Schlemmer ausgezeichnet, das er 1922 für das Staatliche Bauhaus Weimar entwarf. Noch heute orientieren sich unsere Bauhaus-Modelle exakt an den Proportionen der Originale.

Bunt ist meine Lieblingsfarbe*


Traditionsbewusst und zugleich kompromisslos modern: die Farb-Entwürfe der Tecta X OPEN Edition nach den Kompositionen der Bauhaus-Künstlerin Anni Albers. Sie war eine wegweisende Künstlerin der abstrakten Moderne, schuf Textilien, die architektonische Qualitäten entfalteten, kombinierte Farben, die in einer großen Sammlung von Bildwebereien, Wandbehängen und architektonischen Stoffen mündeten: Anni Albers (1899–1994), Künstlerin, Bauhaus-Lehrerin, Neuerfinderin der Web-Praxis, führte die Textilkunst nach vorne. »Fäden wieder artikulieren zu lassen und für sich selbst eine Form zu finden, zu keinem anderen Zweck als der eigenen Orchestrierung, nicht zum Sitzen, Begehen, nur zum Anschauen.« so betrachtete Anni Albers, die übrigens mit dem Komponisten John Cage befreundet war, ihr Tun. Albers spielte mit den Fäden ihres Webstuhls, so wie Cage an seinem Klavier und im Orchester experimentierte.

Die Künstlerin pflegte eine enge Beziehung zu ihren Materialien, traditionsbewusst und kompromisslos modern nahmen ihre Textilgewebe eine Beziehung zu den architektonischen Merkmalen der Umgebung auf. Für die neue Kollektion Tecta X OPEN wurden sie wieder entdeckt.
»Die Bauhäusler arbeiteten sehr farbfreudig, dass wissen die wenigsten«, erzählt Tobias Groß vom Studio für Gestaltung aus Köln. Anni Albers Farbkompositionen weiter zu denken, auf Räder und Möbel zu übertragen, war für ihn und Gestalter Dominik Kirgus ein spannendes Moment. »Mit den Bauhaus-Möbeln betreten wir dazu ein interessantes Feld, ihre Formen sind ruhig, klassisch, reduziert und damit offen für neue Farbimpulse«, so Tobias Groß.
Vier Tecta-Möbelklassiker wählte Dominik Kirgus vom Studio für Gestaltung aus, um die Farbgebung, die er für die Rahmen der OPEN-Räder entwarf, auch auf Möbel anzuwenden. Strahlende Impulse wie die Kollektion in Blau/Gelb, die dem Klassiker F51 von Walter Gropius, dem B40 von Marcel Breuer oder dem D9 von Wolfgang Hartauer neue Impulse verpassen. Wird mit ihnen das Möbel zum Statement im Raum, gibt es auch die ruhigeren, harmonischen Türkistöne des F51, D40 oder B40, die sich eher anpassen. Ebenfalls für sich stehen die Bauhaus-Klassiker in Schwarz und aussagekräftigem Rosa. Nach Anni Albers Vorbild spielen auch hier die Farben mit der Architektur des Möbels – zum Beispiel dem F51, dessen geometrischer Holzrahmen in Rosa mit einem schwarzen Stoff von Kvadrat ein spannungsreiches Oberflächenspiel erzeugt.
So entstand die kleine, feine Edition als Hommage an Anni Albers. Traditionsbewusst und kompromisslos modern – so wie die Entwürfe der Weberin, die ihrer Zeit voraus waren und schon damals die ganze architektonische Bandbreite von Textilien spiegeln. Tecta macht damit zugleich deutlich, was die eigene Manufaktur auszeichnet: individuelle Ideen in kleinen Auflagen zu fertigen, die heute schon die Klassiker von morgen sind.

* Zitat Walter Gropius

Perfektion von Konstruktion und Detail. Natürlich verbinden wir den Bauhaus-Meister Marcel Breuer zuvorderst mit einem Werkstoff: Stahlrohr. Und einem Prinzip: dem Kragstuhl, der als Initialzündung modernen Möbelbaus diente. „Die Entfesselung des Menschen vom starren Sitz wich der Entfesselung auf den schwebenden Sitz. Der Kragstuhl wurde zum Zeitsymbol.“ Doch damit werden wir Marcel Lajos („Lajkó“) Breuer (1902-1981) nicht gerecht. Der Gestalter betrieb tatsächlich „Wesensforschung“: Was soll, was kann ein modernes Möbel heute leisten, war die Frage des Bauhauses. 1925 wurde Breuer als „Jungmeister“ Leiter der Möbelwerkstatt in Dessau. Schon im Jahr zuvor formulierte er, was er unter zeitgemäßer Einrichtung verstand.

Breuer ging es nicht ums Formale, auch wenn er höchsten Wert auf Details legte, ihm ging es um gedankliche Präzision. „Es gibt die Perfektion von Konstruktion und Detail, zusammen mit und im Gegensatz zur Einfachheit und Großzügigkeit in Form und Gebrauch“, schrieb er in einem Grundsatzessay.

Dass er dem Stahlrohr zum Durchbruch im Möbelbau verhalf, mag auch daran liegen, dass er als einer der ersten erkannte, dass unser Leben dynamischer geworden war und ebenso leichte wie bewegliche Lösungen verlangte. Der begeisterte Radsportfan nutzte zugleich das Modernste, was Architektur, Industrie und Gestaltung aufbringen konnten für einen neuen Zeitgeist. „Ich habe für diese Möbel Metall gewählt, um die Eigenschaften moderner Raumelemente zu erreichen“, erklärte Breuer. „Die schwere Polsterung eines bequemen Sessels ist durch die straff gespannte Stofffläche und einige leicht dimensionierte, federnde Rohrbügel ersetzt.“ Dazu gehörte auch, dass die Konstruktion nicht mehr versteckt wurde, sondern chromblitzender Teil der Erscheinung war.

Kragstühle wurden geschraubt, nicht geschweißt, Funktionen gestapelt und farblich gefasst. Das Ergebnis waren entmaterialisiertes Schweben und ein neuer Geist im Raum. Der Kragstuhl stellte eine Befreiung vom jahrtausendealten Thronmodell des steifen Sitzens dar. Er war das umgesetzte funktionelle, kinetische und konstruktive Gegenprinzip. Diese kinetische Linie, der Aufbruch der Moderne, ist heute bis zu den jungen Bauhaus-Gestaltern nachvollziehbar.