Karl-Friedrich Schinkel

Karl-Friedrich Schinkel

„Der Klassizismus war in Preußen klarer und einfacher als anderswo,“ bemerkt der Produktgestalter Dieter Rams zu Schinkels Neuem Pavillon im Schloßpark Charlottenburg (1824/25). Dieser Klassizismus, wie Schinkel ihn verstand, war zwar auch (Zeit-) Stil, vor allem aber Bestandteil einer umfassenden Umweltgestaltung, die Bauten und Gärten zu einem industrialisierten Gartenreich verbinden sollte und letztlich das militärisch-agrarische Preußen zivilisatorisch zu modernisieren beabsichtigte. Schinkels Gartensessel, ursprünglich in der (staatlichen) Königlichen Eisengießerei zu Berlin hergestellt, ist ein Produkt der sich durch die Dampfmaschine mächtig entwickelnden Industrie, ein früher Seriengegenstand aus wenigen Teilen ohne Stückzahlbegrenzung, dessen Funktion es ist, in Gärten und Parkanlagen zur Erholung beizutragen, eine Erholung, die freilich zunächst den Produzenten des Sessels nicht oder nur zu seltenen Gelegenheiten ermöglicht wurde. Formal weisen die Seitenteile mit ihren mittig verbundenen Bogensegmenten auf ein Möbelstück hin, das fast ein Jahrhundert später entworfen wird und dessen Reedition als Statussymbol in vielen Aufenthaltsräumen und Wohnungen gegenwärtig ist: Den von Ludwig Mies van der Rohe 1928 anlässlich der Weltausstellung in Barcelona vorgestellten Sessel für den deutschen Pavillon.